Wälzlager
Die Wälzlager werden zur Sicherung der Lage von zueinander
beweglichen Maschinenelementen im Raum und zur Übertragung der
dabei auftretenden Kräfte verwendet. Zu diesem Zweck besteht
ein Wälzlager aus zwei Laufringen (Innenring und
Außenring) bzw. Scheiben beim Axiallager, einem Satz
Wälzkörper (Kugeln,
Zylinder-, Kegel-, Tonnenrollen oder Nadeln) und einem Käfig
zur Führung der Wälzkörper.
Die großen Vorteile von Wälzlagern sind die geringe
Reibung bei Anlauf und im Betrieb, der niedrige erforderliche
Schmierstoffbedarf, die Möglichkeit der Radial- und
Axialkraftaufnahme bei relativ geringen Einbaumaßen sowie die
Möglichkeit des herstellerunabhängigen Austausches
von Ersatzlagern aufgrund einer
weitreichenden internationalen Normung.
Im Vergleich zum Gleitlager ist von Nachteil, dass die
ständigen Überrollungen (Wälzkörper
– Laufbahn) eine Materialermüdung bedingen, sodass
Wälzlager nicht dauerfest sind, was die Berechnung einer
ertragbaren
Lebensdauer erfordert.
Eine hohe Punkt- bzw. Linienbelastung (Hertz’sche Pressung
bei Kugel- bzw. Rollenlager zwischen Wälzkörpern und
Laufbahnen) macht Wälzlager empfindlich gegen
Erschütterungen und Stöße. Zur Vermeidung
von Verschmutzung ist ein hoher Abdichtungsaufwand notwendig, der zu
Verschleißstellen mit entsprechenden Leistungsverlusten
führen kann. Aufgrund der überwiegenden Vorteile
haben sich die Wälzlager in den meisten antriebstechnischen
Anwendungen durchgesetzt.
Neben der Lagerung umlaufender Wellen lassen sich aber auch andere
Maschinenelemente (z.B. Kurbelschwingen in Mechanismen) oder aber ganze
Baugruppen, die teilweise nur Schwenkbewegungen ausführen
müssen, durch Wälzlager führen (z.B.
Schiffsruder, Kranausleger, Schleusentore und Klappen im
Stahlwasserbau, Drehbrücken und schwenkbare Oberbauten von
Kranen).
Entsprechend der bevorzugten Lastrichtung unterscheidet man bei
Wälzlagern Radiallager und Axiallager, bauartbedingt trennt
man zwischen Kugellagern und Rollenlagern. Bis auf wenige Ausnahmen
können Radiallager auch Axialkräfte aufnehmen und
manche Bauarten der Axiallager sind ebenfalls für die Aufnahme
von Radialkräften geeignet.
Zur beanspruchungsgerechten Auslegung eines Wälzlagers ist
für den statischen und den dynamischen Belastungsfall die
jeweilige Beanspruchbarkeit mit der tatsächlich auftretenden
Beanspruchung zu vergleichen.
Die Beanspruchbarkeit eines Wälzlagers ist gegeben durch eine
statische Tragzahl C0 und eine dynamische Tragzahl C, die
ursprünglich aus einer Vielzahl von Versuchen unter
definierten Belastungsbedingungen statistisch abgesichert ermittelt
wurden. Aufbauend auf diesen Erfahrungswerten wurden empirische
Verfahren abgeleitet, mit denen sich nun auch theoretisch unter
Berücksichtigung der Lagergeometrie statische und dynamische
Tragzahlen bestimmen lassen. Die tatsächliche
räumliche und meistens auch zeitlich veränderliche
Belastung eines Lagers im Betrieb wird zu einer äquivalenten
statischen und dynamischen Lagerbelastung P0 und P zusammengefasst. Im
statischen Belastungsfall wird durch den Quotienten von C0 und P0 eine
Kennzahl der statischen Beanspruchung ausgewiesen, anhand derer die
statische Tragfähigkeit und Laufgüte eines Lagers
beurteilt werden kann. Für den dynamischen Belastungsfall
wird mithilfe der Lebensdauergleichung das Verhältnis von
dynamischer Tragzahl C und äquivalenter dynamischer
Lagerbelastung P gebildet, wobei der Quotient abhängig von der
Lagerbauart noch mit einem Lebensdauerexponenten p bewertet wird. Als
Ergebnis erhält man eine statistisch abgesicherte Aussage
über eine Anzahl von Stunden oder Umdrehungen, die das
ausgewählte Lager bis zum Eintritt des
Ermüdungsschadens
erreichen kann. Abhängig vom Einsatzfall gibt es
Erfahrungswerte bzw. gewünschte Vorgaben für diese
als nominelle Lebensdauer bezeichnete Anzahl erreichbarer Stunden oder
Umdrehungen.